Wochenend-Affären (2019)

Theaterstück von Robin Hawdon 

Clara freut sich auf das perfekte Wochenende. Ihr Mann Roland ist geschäftlich unterwegs, und so hat sie nicht nur freie Bahn für den Besuch ihres Pariser Lovers Robert. Auch der Intérieur-Designer Rüdiger, den sie heimlich engagiert hat, kann sich endlich das Haus ansehen und Pläne für die Umgestaltung machen, mit der sie ihren Mann „überraschen“ will. Dumm nur, dass Claras Plan nicht aufgeht, denn Roland bleibt zu Hause. Sein „Geschäftstermin“, Claras beste Freundin Leni, fällt nämlich leider aus. Denn Clara hat jene bei ihrem Anruf, der eigentlich Roland galt, kurzerhand zu sich eingeladen. Eine Einladung, die man als Freundin nicht ausschlagen kann. Und nun droht die Lage, prekär zu werden. Denn nicht nur muss sich Rüdiger vor Robert verstecken und schließlich in die verschiedensten Rollen schlüpfen, nein auch Leni und Roland müssen ihre Affäre verheimlichen, und der französische Liebhaber steht auch gleich vor der Tür. Doch die findige Clara lässt sich nicht so einfach das Wochenende vermiesen. Sie erfindet einen Ehemann, gibt Rüdiger und ihren Lover wahlweise als Klempner oder Maler aus, und jeder wähnt sich schon nachts heimlich im richtigen Zimmer … als plötzlich Lenis echter und noch dazu ziemlich handfester Ehemann Robbi auftaucht und nach dem Liebhaber seiner Frau sucht, dessen Name mit „R“ beginnt … Spätestens hier reißt diese starke Komödie voll geschickten Spiels mit bekannten Mustern, überraschender Spitzkehren, feiner Pointen und herrlicher Doppeldeutigkeiten, hanebüchener Ausreden und ihren Folgen und nicht zuletzt gegensätzlicher Charaktere auch den letzten Skeptiker mit. Ein absolut gefundenes Fressen für Publikum und Schauspieler gleichermaßen, diese meisterliche Mischung aus französischer Leichtigkeit und englischer Pointendichte.

Video

Kritiken 2019


Gießener Anzeiger

Betrüger und Betrogene

Theater Musenkeller mit der britischen Liebeskomödie „Wochenendaffären“ und feinen Akzenten in der Bonifatiuskirche – (von Heiner Schultz).


GIESSEN – Zu den verlässlichen Vergnügungen des Gießener Bühnenlebens gehört das Schaffen des Theaters Musenkeller in der Bonifatiuskirche. Das quirlige Ensemble macht einmal pro Jahr mit fröhlichen Komödien auf sich aufmerksam. Jetzt hat man sich Robin Hawdons „Wochenendaffären“ ausgesucht und in der Inszenierung von Guy Sagnes auf die Bühnenbretter gebracht. Die ausverkaufte Premiere am Samstag erwies sich als voller Erfolg.

Genreüblich geht es um Eheleute, die sich betrügen, die Komödie bringt es an den Tag. Dazu lässt der britische Dramatiker Hawdon (Jahrgang 1939) sein Personal auf engem Raum zusammenprallen und dabei humoristische Funken sprühen. Das klappt in Gießen bestens, als Clara (Annette Filippi in Bestform) und Roland (Philipp Brenne, etwas unsicher) planmäßig ein Wochenende mit außerehelichen Partnern verbringen wollen. Daraus wird natürlich nichts. Mitwirkende sind: der schwule Innenarchitekt Rüdiger (hervorragend und mit großer Präzision: Christian Henkel), Robbi, ein stumpfer Preisboxer (herrlich grobschlächtig: Michael Müller), Clara Freundin Leni (eine Routinierte Hanna Weller) und nicht zuletzt Claras Liebhaber Robert (Michael Bayer, angenehm französisch sinnenfroh). Das Ganze läuft versiert auf den großen Knall hinaus, denn niemand ahnt hier, dass er selbst betrogen wird. Die Inszenierung arbeitet die ausführlichen nötigen Erklärungen, ein Manko älterer Werke, immerhin flott ab.

Mit einem so routinierten Ensemble und vor allem einer durch und durch schauspielerfahrenen Darstellerin wie Filippi übersteht man die zähen ersten Minuten dennoch fast ohne Langeweile während man die fantasievoll-überkandidelten Einfälle des Autors zur Kenntnis nimmt. Das luftige Bühnenbild gibt dem Ensemble Raum zum Spielen, die Kostüme sind schick und typengerecht gestaltet. Neben Filippi entfaltet sich vor allem Christian Henkel, der einen erzklischeehaften schwulen Inneneinrichter gibt, zu großer Prägnanz. Er lässt hinter den Dialogen tatsächlich menschliche Konturen erkennen und agiert präsize, teils aus der Deckung heraus.
Dabei herrscht allenthalben größte Aufregung, weil man ständig haarscharf an der Entdeckung entlang rutsch. Es werden, vom Buch etwas fad angelegt, zahllose Schlafzimmer erwähnt und getauscht. Vor allem wird eine komplexe zweite Ebene, auf der alle eine andere Person spielen sollen, angelegt. Das kann eigentlich nur am Schreibtisch lustig sein, doch Sagnes hält den Stoff mit seiner schwungvollen, stets in Bewegung befindlichen Inszenierung am Rollen.
Die größte Attraktion sind die Schauspieler, etwa Michael Bayer, der mit großer Sicherheit eine ungezwungene, auffallend glaubwürdige Energie einbringt, und Christian Henkel, der seinen zur Charade dienstverpflichteten Dienstleister („Ich bin Interior-Designer!“) langsam aber glanzvoll entfaltet und seine Zeilen höchst rollenregerecht abliefert. Nicht unterschlagen darf man Michael Müller, der einen misstrauischen Preisboxen-Ehemann mit Schmackes gibt. Annette Filippi hält mit eindrucksvoller Präzision alles zusammen, findet zahllose Auswege und zeigt zwischendurch angenehm leise Nuancen.
Regisseur Guy Sagnes setzt zahlreiche kleine, aber feine Akzente, die prima umgesetzt werden, und präsentiert schließlich auch eine coole Überraschung. Das macht unterm Strich richtig Spaß, das Premierenpublikum lachte aus vollem Hals.

(Quelle – Giessener Anzeiger)


Gießener Allgemeine

Ensemble zeigt sich in Topform

Gießen (bf). Der Winter ist die Zeit des Vergnügens, jedenfalls im Minitheater Musenkeller, ganz tief unter der Bonifatiuskirche gelegen. Die aktuelle Produktion der Komödie „Wochenendaffären“ von Robin Hawdon zeigt das Ensemble in Topform, und die Inszenierung von Guy Sagnes bringt die beachtlichen Fähigkeiten der Truppe mal wieder voll zur Geltung.


Das Rezept: betrügerische Paare treffen sich, und Dinge kommen ans Licht, was auch im Kino gern passiert. Hier möchte das Ehepaar Clara (Annette Filippi in Bestform) und Roland (Philipp Brenne, routiniert, doch meist zu laut) eigentlich ein Wochenende mit außerehelichen Partnern verbringen, aber alles geht schief. Das Buch arrangiert routiniert alle Zutaten für eine Verwechslungskomödie: ein schwuler Innenarchitekt (großartig: Christian Henkel), Robbi, ein dumpfsinniger Preisboxer (herrlich grobschlächtig: Michael Müller). Dazu Claras Freundin Leni (routiniert: Hanna Weller) und nicht zuletzt Claras Liebhaber Robert (französisch-sinnlich: Michael Bayer).

Das Ganze läuft versiert auf die Sprengung aller Geheimnisse raus, denn natürlich ahnt niemand, dass er betrogen wird. Die Inszenierung lässt die nötigen Erklärungen – auch diese Komödie funktioniert nicht ohne langatmige „Wie und Warums“ – zielsicher auf die Explosion zutreiben.

Mit einem so routinierten Ensemble und vor allem einer schauspielerfahrenen Darstellerin wie Filippi übersteht man die zähen ersten Minuten fast ohne Langeweile, während man die fantasievoll-überkandidelten Einfälle des Autors zur Kenntnis nimmt. Das luftige Bühnenbild gibt dem Ensemble Raum zum Spielen, die Kostüme sind sehr schick. Neben Filippi entfaltet sich vor allem Christian Henkel, der den klischeehaften schwulen Inneneinrichter gibt, zu großer Prägnanz.

Ansonsten regen sich alle Ehebrüchigen furchtbar auf, weil sie haarscharf an der Entdeckung entlangrutschen, es werden zahllose Schlafzimmer erwähnt und getauscht, und vor allem konstruiert man eine komplexe zweite Ebene, auf der alle eine andere Person spielen sollen. Sagnes hält den Stoff mit einer stets in Bewegung befindlichen Inszenierung am Rollen.

Inszenierung von Guy Sagnes

Die größte Attraktion sind die Schauspieler, und da etwa Michael Bayer, der mit großer Sicherheit eine angenehm triebhafte, „französische“ Energie einbringt und Christian Henkel, der seinen zur Charade dienstverpflichteten Dienstleister langsam, aber glanzvoll entfaltet. Keinesfalls vergessen darf man Michael Müller, der den preisboxenden Ehemann gibt. Das alles hält die bewährte Annette Filippi auch in ihrer Rolle mühelos zusammen, organisiert fieberhaft immer neue Problemlösungen und liefert auch sehr schöne zarte Momente.

Die Inszenierung fügt einige sehr nette Details und Momente ein (es gibt eine witzige Überraschung) und erfüllt das wichtigste aller Versprechen: es soll doch Spaß machen. Tut es auch, das Publikum war begeistert.