Glückliche Zeiten (2017)

Theaterstück von Alan Ayckbourn – Deutsch von Gottfried und Inge Greiffenhagen 

Glückliche Zeiten haben sie alle einmal erlebt: Gerry Stratton, Inhaber einer Bau- und Transportfirma, und seine Frau Laura, zu deren 54. Geburtstag sich die Familie im Restaurant versammelt hat; Sohn Glyn, der ältere, mit seiner Frau Stephanie, die gerade einen Neuanfang ihrer brüchigen Ehe versuchen; Sohn Adam, der jüngere, der seine nicht „standesgemäße“ Freundin, die Friseurin Maureen, zum ersten Mal der Familie präsentiert. Am Ende der Feier splittet Ayckbourn Handlung und Zeit: Während die Eltern noch zwei Stunden im Restaurant beisammenbleiben, führen eine Reihe von Begegnungen zwischen Adam und Maureen an einem anderen Tisch zwei Monate in die Vergangenheit und Szenen zwischen Glyn und Stephanie an einem dritten Tisch zwei Jahre in die Zukunft. Der Abend endet mit dem Beginn der Geburtstagsfeier – das Wissen um das, was war und was sein wird, verändert den Blick auf die sechs Personen, die alle ihr persönliches Glück suchen, aber nicht erkennen, wenn sie ihm nah sind. (Quelle dtver)

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Kritiken 2017


Gießener Anzeiger

„Die Viertelstunde, also wirklich“

Schauspiel: Darsteller des Theaters Musenkeller brillieren unter Regie von Guy Sagnes in „Glückliche Zeiten“


GIESSEN – (von Heiner Schulz). Einen glänzenden Erfolg verbuchte am Samstag das Theater Musenkeller in der Bonifatiuskirche mit seine neuen Production. Guy Sagnes‘ Inszenierung von Alan Ayckbourns Komödie „Glückliche Zeiten“ begeisterte bei der Premiere die Zuschauer in jeder Hinsicht. Das Ensemble präsentierte sich in überragender Form und lieferte eine Spitzeleistung. Die erfahrene Truppe war scihtlich ihrem Element, als sie die aus 1992 stammendeleicht melancholische Familiekomödie auf die Bühne stellte.

Gary und Laura Stratton (unerschütterlich sicher und pointenfest) Michael Müller (erwartungsgemäß brillant) und Annette Filippi (beinahe chirurgisch genau) feiern beim Stammitaliener Lauras Geburtstag, die beiden Söhne sind da, und wie üblich wird es ungemütlich. Das ist die Gelegenheit, um Multitalent Michael Bayer einzusetzen. Der Erzkomödiant spielt gleich fünf verschiedene Gastronomen oder Kellner und spricht ebenso viele Dialekte; ein Hauptspaß. Sohn Adam (lebhaft und glaubwürdig: Philipp Brenne) macht der Familie Kummer, er hat sich ausgerechnet eine gewöhnliche Friseurin ausgesucht (sehr quirlig und typgerecht: Hanna Weller).

Doch Sohn Glyn, in der väterlichen Firma tätig (sicher und rund: Christian Wolf), führt mit Ehefrau Stephanie (sehr temperamentvoll und punktgenau: Daniela Edler) auch keine Musterehe. Vater Strattons Firma durchquert schwierige Zeiten, und zu allem Überfluss stellt sich auch noch raus, dass seine Frau ihn ein einziges Mal betrogen hat. Was sie allerdings nicht so schlimm findet: »Die Viertelstunde, also wirklich.«

Der Autor gelingt es, alle denkbaren Konflikte genüsslich zum Höhepunkt zu bringen. Auffallend sind die Konzentration des Ensembles, die scheinbare Leichtigkeit, mit der die Pointen gezündet werden und die flüssige Sicherheit des Ablaufs. Die Sache läuft ab wie ein Uhrwerk, alle Figuren haben ihr eigenes Timing und offenkundig einen Riesenspaß am Spiel. Dazu trägt die große Erfahrung der Hauptdarsteller bei, aber auch die Regie von Guy Sagnes. Er modelliert jedes noch so kleine szenische Detail. Dadurch wirken die Spieler gänzlich unaufgeregt und lassen ihre Figuren sehr authentisch wirken – vor allem in den extrovertierten Momenten.

Die Übersetzung von Gottfried und Inge Greiffenhagen trägt zum Unterhaltungswert des versiert geschriebenen Schauspiels erheblich bei, sie klingt völlig modern und erfrischend natürlich. Man erlebt eine schmissige Inszenierungmit zahllosen Witzigen Momenten und einem sehr runden Timing. Gern betrachtet der Zuschauer die Individuell gezeichneten Figuren dabei, wie sich durchs Leben ackern.

(Quelle – Giessener Anzeiger)


Gießener Allgemeine

Feuerwerk der Dialoge

»Glückliche Zeiten« beschert das Theater Musenkeller in der Bonifatiuskirche seinen Besuchern. Die Produktion von Alan Ayckbourns Komödie in der Regie von Guy Sagnes erweist sich als Feuerwerk köstlicher Dialoge und herausragender Spielkunst des famos disponierten Ensembles.


Es ist ein gefundenes Fressen für die erfahrene Company, diese 1992 herausgekommene leicht melancholische Familienkomödie abzuliefern. Gary und Laura Stratton (unerschütterlich sicher und pointenfest: Michael Müller, erwartungsgemäß brillant sprudelig und chirurgisch genau: Annette Filippi) feiern beim Stammitaliener Lauras Geburtstag, die beiden Söhne sind da, und wie üblich wird es ungemütlich. Das ist die Gelegenheit, um Multitalent Michael Bayer einzusetzen. Der Erzkomödiant spielt gleich fünf verschiedene Gastronomen oder Kellner und spricht ebenso viele Dialekte; ein Hauptspaß. Sohn Adam (lebhaft und glaubwürdig: Philipp Brenne) macht der Familie Kummer, er hat sich ausgerechnet eine gewöhnliche »Friseuse« ausgesucht (sehr quirlig und typgerecht: Hanna Weller).

Doch Sohn Glyn, in der väterlichen Firma tätig (sicher und rund: Christian Wolf), führt mit Ehefrau Stephanie (sehr temperamentvoll und punktgenau: Daniela Edler) auch keine Musterehe. Vater Strattons Firma durchquert schwierige Zeiten, und zu allem Überfluss stellt sich auch noch raus, dass seine Frau ihn ein einziges Mal betrogen hat. Was sie allerdings nicht so schlimm findet: »Die Viertelstunde, also wirklich.«

Theater Musenkeller / Glückliche Zeiten / St. Bonifaz »Glückliche Zeiten« mit (v.l.) Daniela Edler, Michael Müller und Annette Filippi im Musenkeller der Bonifatiuskirche. (Foto: kdw)

Der Autor brät alle denkbaren Konflikte hochversiert an, um sie dann genüsslich zum Höhepunkt zu bringen. Auffallend sind die Konzentration des Ensembles, die scheinbare Leichtigkeit, mit der die Pointen gezündet werden und die flüssige Sicherheit des Ablaufs. Die Sache läuft ab wie ein Uhrwerk, alle Figuren haben ihr eigenes Timing und offenkundig einen Riesenspaß am Spiel. Dazu trägt die große Erfahrung der Hauptdarsteller bei, aber auch die Regie von Guy Sagnes. Die modelliert jedes noch so kleine szenische Detail und zahlreiche kleine Temponuancen und gibt den Darstellern große Sicherheit. Dadurch wirken die Spieler gänzlich unaufgeregt und bringen ihre Figuren zu großer Authentizität, vor allem in den extrovertierten Momenten.

Die Übersetzung von Gottfried und Inge Greiffenhagen trägt zum Unterhaltungswert des versiert geschriebenen Schauspiels erheblich bei, sie klingt völlig modern und erfrischend natürlich. Die Zuschauer erleben eine rasante Inszenierung voller witziger Momente und in sehr stimmigem Timing mit wunderbar individuell gezeichneten Figuren, denen man beim Mühen durchs Leben gerne zuschaut. Nicht zuletzt hat der Autor noch ein paar geistreiche Momente eingebaut: Ein Riesenvergnügen, wieder einmal. Die Premierenzuschauer im vollen Haus waren hellauf begeistert. (Heiner Schulz)

(Quelle – Giessener Allgemeine)