Die toten Augen von London (2014)

Kriminalstück nach dem Roman von Edgar Wallace

Inspektor Larry Holt von Scotland Yard glaubt nicht mehr an einen Unfall, als in London zum wiederholten Male ein Toter aus der Themse gefischt wird. Bei den Opfern handelt es sich stets um wohlhabende und alleinstehende Herren aus Übersee – und alle waren mit einer horrenden Summe bei der Greenwich-Agentur versichert. Ein Zufall? Wohl kaum! Bei einem der Toten wird ein Zettel in Blindenschrift entdeckt, und Holt vermutet, dass „Die Toten Augen von London“ – eine Verbrecherbande blinder Hausierer – wieder aktiv sind. Zusammen mit seiner Assistentin Diana Ward nimmt Holt die Ermittlungen auf. Dabei geraten sie nicht nur in ein düsteres Blindenheim unter der Leitung des liebenswürdigen Reverend Dearbon, sondern auch an den zunächst ehrenwert erscheinenden Rechtsanwalt Stephen Judd. (Quelle VVB)

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Kritiken 2014


Gießener Anzeiger

Die toten Augen von London

„Tote Augen von London“ mit spielfreudigem Musenkeller-Ensemble machen richtig Laune


Von Scholz

GIESSEN – (olz). Mal gruselig, mal lustig, aber immer mit ganz viel Herzblut geht es in den „Toten Augen von London“ zu, die derzeit im Musenkeller der Bonifatiuskirche zu sehen ist. Am Samstag war die Premiere der Inszenierung von Guy Sagnes, die die Geschichte von Edgar Wallace als Kriminalstück von Florian Battermann und Jan Bodinus umsetzt.

Immer wieder gab es am Premierenabend Szenenapplaus vom Publikum, das eine höchst unterhaltsame Aufführung erlebte.

Wer nun aber bierernste Krimiunterhaltung im Sinne des bekannten Spielfilms von 1961 erwartete, der wurde schnell eines Besseren belehrt. Denn in seiner Version setzt Sagnes, der mit der Truppe am Samstag übrigens das 20-jährige Bestehen feierte, auf Überspitzung und Situationskomik. Allerdings, und das ist höchst verdienstvoll, geht der Regisseur maßvoll um mit der Komik, denn immerhin handelt es sich ja nun doch um einen waschechten „Edgar Wallace“, und der braucht schon auch ein wenig Thrill.

Die Kerngeschichte um Inspektor Larry Holt, der in mysteriösen Todesfällen ermittelt und dabei auf ein Blindenheim stößt, bleibt grundsätzlich erhalten. Allerdings werden Figuren wie der Inspektor, dessen Beförderung sich wegen permanenter Geschwindigkeitsvergehen immer wieder verzögert, oder Gangster Flimmer Fred szenenabhängig wahrhaft spitzbübisch zu Karikaturen überzeichnet, die die Lacher ein ums andere Mal auf ihrer Seite haben. Kurz, ein unterhaltsamer Krimi mit humoristischen Untertönen, der sich selbst gelegentlich durch den Kakao zieht. Das macht richtig Laune.

Als Inspektor Larry Holt macht Dominik Heinrichs eine gute Figur. Immer ein wenig verpeilt verliebt er sich in seine Assistentin Diana Ward, die Hanna Weller als auf den ersten Blick unbedarfte Anfängerin mit allerdings erstaunlichem Selbstbewusstsein gibt. Dieses Paar, das nach und nach zusammenfindet, markiert das Zentrum der Inszenierung. Böse und finster legt Michael Müller den durchtriebenen Bösewicht John Dearborn an, während Michael Bayer, Dominik Müller, Christian Henkel und Annette Filippi in wechselnden Rollen zu sehen sind.

Das ganze Ensemble macht seine Sache ausgezeichnet, und es ist die reine Freude, die Truppe, die in Sachen Ausstattung auf naturalistische Notwendigkeiten setzt, so engagiert am Werk zu sehen.

Wer die Premiere verpasst hat: Weitere Aufführungen finden am 14., 15., 21., 23. November und 5., 6., 7., 12. und 13. Dezember statt. Los geht es an Samstagen um 20 Uhr, sonntags um 18 Uhr. Einlass ist jeweils eine Viertelstunde vor Beginn, die Karte kostet neun Euro. Hingehen lohnt sich!

John Dearborn (Michael Müller, Mitte) gibt Diana Ward (Hanna Weller)
und Larry Holt (Dominik Heinrichs) Rätsel auf.
Foto: Scholz

Gießener Allgemeine

Tote Augen im Musenkeller

Zum 20-jährigen Jubiläum spielt das Theater Edgar Wallace


Natürlich dürfte es bei der Premiere des Kriminalstücks „Die toten Augen von London“ im Musenkeller nicht fehlen: das obligatorische „Hallo, hier spricht Edgar Wallace“ zu Beginn der Aufführung. Der Wiedererkennungswert ist hoch und das Setting steht direkt fest. Ungeklärte Morde im London der 60er Jahre, sollen durch Scotland Yard gelöst werden. In diesem Fall ragen sich geheimnisse um ein Blindenheim in der Londoner Blossom Street.

Inspektor Larry Holt von Scotland Yard glaubt nicht mehr an einen Unfall, als in London zum wiederholten Male ein Toter aus der Themse gefischt wird. Bei den Opfern handelt es sich stets um wohlhabende und alleinstehende Herren aus Übersee – und alle waren mit einer horrenden Summe bei der Greenwich-Agentur versichert. Ein Zufall? Wohl kaum. Bei einem der Toten wird ein Zettel in Blindenschrift entdeckt und Holt vermutet, dass „Die toten Augen von London“ – eine Verbrecherbande blinder Hausierer – wieder aktiv sind. Zusammen mit seiner neuen Assistentin Diana Ward nimmt Holt die Ermittlung auf.

Die Spur führt in ein Blindenheim, wo der unheimliche und blinde Reverend Dearborn das Sagen hat. Außerdem wird Ward mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und ist sogar in die Mordfälle verwickelt. Gut, dass sie dabei Inspektor Holt einen starken Mann an Ihrer Seite weiß, der sich seiner attraktiven Assistentin hingezogen fühlt.

Das alles spielten die Laienschauspieler Dominik Heinrichs (Holt) und Hanna Weller (Ward) so überzeugend, dass das Publikum zum einen gespannt die unterhaltsame Aufklärung der Mordfälle und zum anderen die Protagonisten verfolgte. Groß trumpfe auch der kleinste Schauspieler des Musenkeller-Ensembles, Michael Bayer, in den Rolle des zwielichtigen Flimmer Freds auf. Guy Sagnes führte in dem Kriminalstück von Florian Battermann und Jan Bodinus beim 20-jährigen Jubiläum des Theater Regie und nutzte den spärlichen Raum des Musenkellers gut aus. Durch die bekannten Musikeinspieler aus Edgar-Wallace-Filmen fühlte sich Liebhaber der Filmreihe wie Zuhause, was auch an den überzeugenden Auftritten der Schauspieler lag.

cst.

Eine heiße Spur führt die Ermittler Larry Holt (Dominik Heinrichs)
und Diana Ward (Hanna Weller) in ein Blinedenheim,
wo die schrullige Emma Fitzgerald (Annette Filippi)
Rede und Antwort steht (Foto:cst)