Der Wahre Inspektor Hound (2007)

Auf dem abgelegenen englischen Landsitz Manor-House trifft per Zufall eine recht bunt gewürfelte Gesellschaft zusammen.

Lady Cynthia Muldoon ist die Dame des Hauses. Ihr Gatte Lord Albert Muldoon gilt seit zehn Jahren als vermisst, nachdem er von einem Spaziergang auf den Klippen nicht wieder zurückkehrte. Seitdem bewohnt sie das Haus alleine und wird von Mrs Drudge, einer wahren Perle von englischer Hausdame, tatkräftig bei der Führung des Haushaltes unterstützt.

An diesem Nachmittag spielt sie mit ihrer Freundin Felicity Cunningham ein Tennismatch. Aber ist der Wettstreit nur auf das Spiel beschränkt?

Zur Zeit verweilt auch Major Magnus Muldoon, der gelähmte Stiefbruder des verschollenen Lord Albert, in Manor-House. Er tauchte plötzlich aus Kanada auf und scheint Gefallen an Lady Cynthia zu finden.

Als Simon Gascoyne, ein Freund von Felicity und Cynthia, den Weg über die Klippen zu dieser Gesellschaft findet, spitzt sich die Lage zu. Wie gut ist er tatsächlich mit jeder der beiden Damen bekannt?

Der Nebel um Manor-House zieht sich unaufhaltsam zu. Der Rückweg durch die tückischen Sümpfe ist durch die Wetterlage nicht passierbar und in der Nähe des Hauses treibt sich ein gefährlicher Geisteskranker auf der Flucht vor der Polizei herum. Die Gesellschaft ist von der Außenwelt abgeschnitten und plötzlich scheint nicht jeder wirklich der zu sein, für den er sich ausgibt. Wird es ein Unglück geben? Kann Kommissar Watson das Schlimmste verhindern oder wird auch er von einem gefährlichen Gegner an der Nase herumgeführt?

Kritiken 2007


Charaktere sind genial besetzt

Im Musenkeller von St. Bonifatius wird »Der wahre Inspektor Hound«


Allerhöchste Hochachtung vor der neuen Produktion des emsigen Amateurtheater-ensembles Musenkeller der St. Bonifatiuskirche in der Liebigstraße!. Regisseur Guy Sagnes hat mit seiner Truppe wirklich ganze Arbeit geleistet und das anscheinend klassische Kriminalstück »Der wahre Inspektor Hound« des britischen Dramatikers Sir Tom Stoppard (geb. 1937) auf die kleine, aber feine Bühne des Kellerraums unter der Kirche – eben der Musenkeller – gebracht. Absolut genial sind die Charaktere besetzt.
Das Stück beginnt mit einem Dialog der zwei rechtsseitig der Bühne sitzenden Theaterkritiker Moon (Dieter Kraft) und Birdboot (Michael Müller). Eigentlich sitzen die zwei also im Publikum und debattieren lautstark über das nun Kommende. Unterschiedlicher könnten Kritiker kaum sein. Birdboot ganz im knallroten Anzug und sich seines angeblichen Status als wesentlicher Protektor der Bühnendarsteller bewusst. Seine Wortwahl wirkt wohlgesetzt, aber noch nicht abgehoben.
Moon stört es herzlich wenig, ob er jemandem nützt oder nicht, er ist absolut der selbstverliebte Intellektuelle, der – satzbaumäßig betrachtet – aus der berühmten Mücke einen Elefanten macht. Seine Kritiken sind daher auch mühelos mit philosophischen Abhandlungen vergleichbar. Fortan entwickelt sich das Spiel an zwei Schauplätzen: auf der großen Bühne mit den tatsächlichen Akteuren und rechtsseitig mit den mehr oder weniger gewichtigen Kritikern.
Die eigentliche Handlung ist denkbar einfach. Auf dem abgelegenen englischen Landsitz (alle englischen Landsitze in Krimis sind abgelegen) von Lady Cynthia Muldoon (Annette Filippi) trifft per Zufall eine recht bunt gewürfelte Gesellschaft zusammen. Cynthias Gatte Lord Albert gilt seit einem Spaziergang auf den nah gelegenen Klippen als vermisst.
Im Spielverlauf wird der Versuch unternommen, das Rätsel aufzulösen – nicht jedoch ohne weitere Bühnenleichen. Filippi verleiht der Lady einen lebenslustig-glamourösen Touch, ihre Tennisfreundin Felicity (Katja Heikenwälder) bildet den seriösen Gegenpart. Major Magnus (Dirk Enenkel), angeblich gelähmter Stiefbruder des verschollenen Lord, ist trotz Behinderung ein turbulenter und durchsetzungsfähiger Herr.
Tadellos indigniert gibt sich der gute Geist des Hauses, Mrs. Drudge (Christina Küper-Ehler). Schönling Simon (Dominik Heinrichs) setzt sich recht unterkühlt in Szene, und Kommissar Watson (Gerald Müller) scheint die personifizierte Sachlichkeit. Das Geschehen integriert plötzlich die beiden Kritiker und lässt im Resümee diese Kaste regelrecht »alt« und überflüssig aussehen.
Termine: 9., 16., 17., 23., 24. und 30. November sowie 1., 14. und 15. Dezember, jeweils 20 Uhr. Infos im Internet: www.musenkeller.de.